Die Geschichte der Malerin Elfriede Lohse-Wächtler, die dem menschenverachtenden System der Nationalsozialisten und deren »Aktion Gnadentod« zum Opfer fiel.
Elfriede glaubt daran, dass sie zur Künstlerin geschaffen ist. Mit sechzehn zieht sie von zu Hause aus, mitten im Ersten Weltkrieg. Sie besucht die Kunstgewerbeschule in ihrer Heimatstadt Dresden und versucht, sich ihren Lebensunterhalt mit ihrer Kunst zu verdienen. Von ihren Eltern hat sie keinerlei Unterstützung zu erwarten.
Das Verhängnis beginnt, als sie einen jungen Kunststudenten kennenlernt, den sie 1921 heiratet. Kurt bereichert sich an ihr, betrügt sie und verlässt sie schließlich. Elfriede wird auf Grund ihrer schwierigen Lebenssituation krank und in eine psychiatrische Anstalt eingeliefert. Dort, in Arnsdorf, verliert sie jeglichen Lebensmut, muss die Demütigung einer Zwangssterilisation ertragen und wird im Juli 1940 im Rahmen des Euthanasie-Programms in Pirna-Sonnenstein ermordet.
Recherche
Bereits im Rahmen der Recherche zu meinem Roman »Birkensommer« habe ich mich mit dem Leben und Sterben der Künstlerin Elfriede Lohse-Wächtler beschäftigt. Ich habe die Gedenkstätte in Pirna-Sonnenstein (Startseite | Gedenkstätte Pirna-Sonnenstein | Stiftung Sächsische Gedenkstätten (stsg.de)) besucht, wo die Künstlerin am 31. Juli 1940 im Rahmen der Aktion »T4« vergast wurde.
Es gibt viele Veröffentlichungen, auch vom ehemaligen Leiter der Gedenkstätte, Boris Böhm, mit dem ich auch in engem Kontakt stand. Die Datenlage war hier also gut.
Außerdem habe ich in ihrem Geburts- und langjährigen Wohnort Dresden mit Unterstützung zweier Historiker die Orte ihrer Ausbildung – die ehemalige Kunstgewerbeschule und die ehemalige Kunstakademie – besucht und Dokumente (Schülerlisten etc.) eingesehen.
Die meisten Orte, an denen Elfriede gelebt hat, sind allerdings bei dem schrecklichen Feuerbrand im Februar 1945 zerstört worden, so dass ich diese nicht in Augenschein nehmen konnte.
Ich hoffe, es ist mir gelungen, die Stimmung dieser Zeit – Erster Weltkrieg, Weimarer Republik, Hyperinflation – anschaulich einzufangen.
Die Geschichte von Rudolf Krüger, den der Kampf gegen den Faschismus ins Zuchthaus und ins Konzentrationslager führt. Der Roman schildert das weitere Schicksal der Malerin aus der Perspektive dieses Mannes, der zum Freund und Unterstützer Elfriede Lohse-Wächtlers wird.
Rudolf Krüger ist ein junger Drucker, der sich für Politik und Kunst interessiert. Auf einer Silvesterfeier kommt er zum ersten Mal mit der unkonventionellen Malerin Elfriede Lohse-Wächtler in Kontakt. Die drei Jahre ältere Frau fasziniert Rudolf, und innerhalb des Künstlerkreises der Dresdner Expressionisten finden beide bald gemeinsame Interessen und Freunde.
Trotz Elfriedes unglücklicher Ehe und wechselnder Aufenthaltsorte bleiben die beiden in Verbindung, und Rudolf unterstützt Elfriede finanziell, soweit es ihm möglich ist.
Er selbst lernt bei einem der Rezitationsabende, die er regelmäßig veranstaltet, seine spätere Frau, eine Holländerin, kennen. Beide arbeiten aktiv im Widerstand gegen das Nazi-Regime und werden 1934 verhaftet. Nach seiner Entlassung 1936 zieht Rudolf nach Köln, wo er weiter im Untergrund arbeitet. Im Rahmen der »Aktion Gewitter« wird er 1944 erneut verhaftet und ins KZ Flossenbürg gebracht, wo er auf einem der Todesmärsche fliehen kann.
Recherche
Oft schon haben mir Leser angeboten, doch die Geschichte ihrer Familie zu schreiben. Immer habe ich dankend abgelehnt. Nun bin ich meinem Vorsatz untreu geworden, und das kam so:
Nach einer Lesung kam ein Mann auf mich zu, der mir von seinem Großvater erzählt hat. Zunächst habe ich, wie immer, abgelehnt. Weshalb liegt nun trotzdem dieser Roman vor? Ganz einfach: Das schier unglaubliche Konvolut aus Akten, persönlichen Notizen, Fotos und Erzählungen des Enkels ließen mir diesmal keine andere Wahl.
Da ich schon immer über die Malerin Elfriede Lohse-Wächtler schreiben wollte, habe ich kurzerhand Stefans Großvater Rudolf mit Elfriede »verkuppelt«. Beide haben zur selben Zeit in Dresden gelebt und sind in denselben Kreisen der Künstler verkehrt. Theoretische hätten sie sich also durchaus gekannt haben können, zumal sie gemeinsame Freunde hatten.
Bei meinem Recherche-Aufenthalt in Dresden habe ich mit Professor Mike Schmeitzner vom Hannah-Arendt-Institut der TU-Dresden und mit Stefan Krüger, Rudolfs Enkel, vertiefende Gespräche über die Zeit und das Leben meiner Romanfigur geführt. Professor Schmeitzner war mir auch als Testleser verschiedener Kapitel ein wichtiger Berater.